Professor der Chirurgie, Geh. Medizinalrat
Otto Tilmann (geb. am 17.08.1862 in Neuwied) entschloss sich zu einermilitärärztlichen Ausbildung, die ihm ohne große finanzielle Mittelein Medizinstudium nach dem frühen Tod seiner Eltern ermöglichte. Am20. März 1880 wurde er in das Königliche medizinisch-chirurgischeFriedrich-Wilhelms-Institut in Berlin aufgenommen. Bindend war dabeieine halbjährige Dienstzeit mit der Waffe sowie eine achtjährigeVerpflichtung als Militärarzt. Im August 1884 wurde Tilmann an derCharité in Berlin mit einer Arbeit über "Antipyrin, das neuesteAntipyreticum" promoviert. Im Juni 1885 legte er das Staatsexamen abund arbeitete bis 1892 als Militärarzt der preußischen Armee. Währendeiner Choleraepidemie hatte er die kaiserliche Familie in Potsdam zuschützen und wurde mit dem Roten-Adler-Orden IV. Klasse geehrt. Von1892 bis 1897 absolvierte er an der Charité Berlin seineFacharztausbildung bei den Professoren von Bardenleben und König. OttoTilmann erhielt 1897 einen Ruf als a.o. Prof. an die UniversitätGreifswald und war Sanitätsoffizier im Rang eines Stabsarztes. Dortwar er auch Leiter der poliklinischen chirurgischen Abteilung an derUniversitätsklinik. Er entschied sich, seine aktive militärischeLaufbahn zugunsten der Chirurgie und der wissenschaftlichen Tätigkeitaufzugeben und folgte einem Ruf der Stadt Köln an die 1904 gegründeteAkademie für praktische Medizin. Als Professor für Chirurgie trat ergleichzeitig eine Stelle als 2. Oberarzt im Bürgerhospital undAugustahospital an. Im November 1908 wurde die nach seinen Wünschenerbaute Chirurgische Klinik Lindenburg fertiggestellt und Tilmann zumChefarzt und Leiter der Klinik bestellt. 1911 erwarb er den TitelGeheimer Medizinalrat. Im Ersten Weltkrieg war Otto Tilmann alsberatender Chirurg beim 16. Armeekorps in Ivangorod tätig und erhieltdas Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Durch die Eingabe Konrad Adenauerskonnte er im Dezember 1915 wieder an die Städtischen Krankenanstaltennach Köln zurückkehren. Im Jahr 1919 berief man ihn als Ordinarius andie Universität zu Köln, wo man ihn 1924-25 zum Rektor und 1926-27 zumDekan der Medizinischen Fakultät wählte. In der Zeit seines Rektoratessetzte er sich für den Ausbau der Medizinischen Fakultät zurVollfakultät ein. Er wurde 1930 im Alter von 68 Jahren emeritiert.
Otto Tilmann beschäftigte sich mit der Kriegschirurgie,Gehirnchirurgie, Orthopädie und Bauchchirurgie. Während seinerFacharztausbildung war er aktiv an dem wissenschaftlichen Werk desKriegsministeriums beteiligt, in dessen Auftrag 1893 an derKaiser-Wilhelm-Akademie Schießversuche mit kleinkalibrigen Gewehren anPräparaten durchgeführt wurden. Diese Forschungsarbeit verfolgteTilmann während seiner gesamten chirurgischen Laufbahn und hat dieErgebnisse in zahlreichen Arbeiten, wie die "Wirkung undkriegschirurgische Bedeutung der neuen Handfeuerwaffen" (1893)veröffentlicht. Ein weiteres Themengebiet, an dem er intensivarbeitete, war die operative Behandlung der Epilepsie nach Traumen.Innerhalb von 25 Jahren führte er diese hirnchirurgischen Eingriffeüber eintausend Mal durch.
Neben seiner akademischen Tätigkeit setzte sich Otto Tilmann, ähnlichseiner Frau Ilse Tilmann, stark auf sozialen und karitativen Gebietenein. Er gründete die Krankenpflegeschule an der Akademie, förderte dieTätigkeit des Kölner Roten Kreuzes, des KatholischenKrankenfürsorgevereins vom Roten Kreuz und die St. Josephsgesellschaftin der Krüppelfürsorge. Otto Tilmann starb am 12. Januar 1934 in Köln.